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Computermedizin

"Das traurige daran, daß jemand anders einem etwas kaputt macht, ist ja nicht, das es entzwei ist,
sondern daß man es nicht selbst zerbröseln konnte."

Amiga top Statt Computern, die in der Medizin helfen, soll es hier um Computer gehen, die selber Opfer der Medizin wurden. Da meine Amiga am 8.8.2001 bereits das stattliche Alter von 11 Jahren erreichte, was mit dem Faktor 10 mit Menschenaltern vergleichbar ist, wurde immer wieder die Frage an sie herangetragen, wie sie sich solange frischhalten konnte. Wenn man bedenkt, daß die meisten PCs im Alter von 2-3 Jahren ausrangiert werden, hat meine Amiga eigentlich schon das Rentenalter erreicht. Trotzdem gehört sie nicht zum alten Eisen, auch wenn einiges nicht mehr so reibungslos geht, wie beim knackigen Nachwuchs.
Amiga bottom Und das sind die Geheimnisse der ewigen Jugend: Meine Amiga raucht nicht. Auch bei noch so schwierigen Berechnungen behält sie einen kühlen Kopf, auch ohne Stickstoff- oder Staubsaugerkühlung. Meine Amiga trinkt nicht. Keinen koffeinhaltigen Kaffee, keine alkoholischen Getränke. Immer habe ich aufgepaßt, daß ihr niemand was über den Latz (sagen wir: die Tastatur) kippt. Meine Amiga geht niemals fremd. Um dessen sicher zu sein, habe ich sie auf meinem Schreibtisch an 9 Kabeln angekettet. Ganz schön hart, wie ich mit meiner Freundin umspringe, werdet ihr vielleicht denken, aber es ist ja nur zu ihrem besten. Außerdem würde ich sofort sehen, wenn jemand fremdes Zigarettenasche hinterläßt, da ich mich ebenfalls des Quarzens enthalte.

Was mich allerdings stutzig macht ist, daß meine Amiga (span. Freundin) auch ziemlich viele männlich Buchsen hat. Ich habe noch nicht nachgezählt, wovon sie mehr hat, auf jeden Fall ist sie gar keine reine "sie". Macht aber nix, wäre sie kein hauptsächlich weibliches Wesen, könnte ich mir unsere innige Beziehung nicht erklären. Amiga components

Mit dem letzten Geheimnis der ewigen Jugend komme ich dann endlich zum Hauptanliegen dieses Kapitels. Meine Amiga mußte einige Operationen über sich ergehen lassen, um sich auch weiterhin mit den jungen Spunden messen zu können. Es operierte jeweils Dr. guru. med. I. Tation. Die Bilder konnten erst jetzt veröffentlicht werden, weil der HomePage-Autor (ich) den Amiga-Besitzer (ebenfalls ich) lange und wortreich davon überzeugen mußte, daß das öffentliche Interesse an den spektakulären Eingriffen wichtiger ist, als das bißchen Privatsphäre.

Amiga + Blizzard Zuerst mußte ein Herzschrittmacher (Marke phase5) her, der die Taktfrequenz von 7MHz auf damals brauchbare 14MHz anhob. Gleichzeitig wurde neue Gehirnmasse implantiert, die die sich bereits andeutende Demenz (bekannt als Alzheimer, wie hieß der gleich mit Vornamen?) verzögern sollte. Die Operation gelang ohne Komplikationen. Befürchtungen, der Herzschrittmacher könnte vom Organismus abgestoßen werden, erfüllten sich nicht.

Amiga + shield Als nächstes gab's eine reichlich gedeckte Festplatte. Der Adapter (Marke M-TEC) dafür wurde an die linke Seite des Amiga500 in den Expansionsport gesteckt, und ist nicht auf dieser und auch auf keiner der anderen Abbildungen zu sehen. In das Gehäuse des Adapters kam dann die eigentliche IDE-Festplatte (wer kam nur auf die IDEE diesen Standard IDE zu nennen?). Dies war die erste Transplantation an meiner Amiga, noch dazu mit einem Spenderorgan eines fremdrassigen Organismusses, genannt Schwein, oder auch PC.

Auch hier gab es keinerlei Komplikationen, es mußte nicht einmal das Amiga-Immunsystem lahmgelegt werden, um eine Abstoßung zu verhindern. Daß das so einfach geht, liegt übrigens nicht am Plug&Play sondern am AutoConfig(TM), ätsch!

Amiga + Keyboard Wieder nicht im Bild festgehalten ist der voll im Trend liegende Walkman (externes HD-Laufwerk), mit dem ein Amiga im Normalbetrieb auf eine Diskette 1.76 MB (nicht nur 1.44 MB!) bekommt. Stattdessen sieht man auf dem Bild, daß meine Amiga ein völlig offenes System ist.

Amiga + MusicKeyboard Zwischendurch habe ich mit der großartigen Hilfe meines Bruders ein Billig-Keyboard zum Eingabegerät für die Amiga erweitert. Dazu zapft man alle Tasten des Keyboards an und läßt sie von einem Multiplexer in 9 Blöcken zu je 8 Tasten abfragen. Auf diese Weise kommt man mit den 11 frei verfügbaren Leitungen am Parallelport hin:
1 Reset Multiplexer+LEDs,
1 Weiterschalten des Multiplexers,
1 4-Bit-Binärzähler hochzählen um 4 LEDs anzusteuern,
8 Tasteneingänge

Amiga + BigAgnus Als nächste nennenswerte Änderung kam der BigAgnus noch Ende 1996, wo Tips und Tricks zum Einbau desselben nur noch aus Asbach-Zeitschriften erhältlich waren. In dem Sockel wo man jetzt den quadratischen FatAgnus sieht (linker Teil Mitte), steckt jetzt der BigAgnus, der die 0.5 MB SlowRam (rechts unten, unter dem die Umrisse der Falltür zu sehen sind) zu ChipMem macht, so daß ich nun bei sagenhaften 1 MB ChipMem angelangt bin. Der BigAgnus entstammt übrigens einer jüngeren Halbschwester, die nun den FatAgnus trägt, und damit auch ganz glücklich ist.

Amiga opened on desktop Anfang März hat meine Amiga nochmal eine gehörige Verjüngungskur erfahren. Sie ist zwar noch nicht ganz eine 6-Milliarden-Dollar-Frau, aber nur knapp darunter. Da es E-Matrix (so heißt die Pharmafirma, die sich für das Kombigerät T530 aus Herzschrittmacher und Gehirnzonen für Gedächtnis und Geräteansteuerung verantworten muß) bis jetzt nicht für nötig gehalten hatte, ihrem Produkt das nötige Zubehör beizulegen wurde das anfängliche Schnäppchen (hat mich auf der Messe 1997 in Köln noch 320 DM gekostet) schnell zum bodenlosen Geld- und Zeitschlucker. Ich muß insbesondere darauf hinweisen, daß sich Krankenkassen an derartigen Operationen mit keinem Pfennig beteiligen! Da müßtet Ihr schon zu Wenigmann gehen :-)

Opened Amiga with all
the connectors lying arround Nachdem ersten Implantationsversuch gab es erstmal heftige Abstoßungen des Amiga-Organismus, und hektische Wiederbelebungsversuche meinerseits. Das Implantat hatte nur mit einem zusätzlichen Sockel richtigen Kontakt, war mit diesem aber zu groß für einen geordneten Einbau. Nach einigem Herumprobieren funktionierte es auch mit Sockel nicht mehr. Bevor ich mehr kaputtmachen konnte, ging das Gerät wieder an die Apotheke zurück. Nach drei Wochen hatte ich es wieder, und laut Reparaturbericht war es nie kaputt gewesen.

Ein erneuter Implantationsversuch ergab, daß das Implantat erst ab einem bestimmten Bildungsgrad (nämlich Kickstart2.0) mit meiner Amiga zusammenarbeiten wollte. In der Packungsbeilage war diese Nebenwirkung nicht aufgeführt, dort hieß es nur, daß Kickstart 2.0 lediglich für den Betrieb des IDE-Interfaces benötigt wird. Weiterhin weigerte sich meine Amiga hartnäckig, das CD-Laufwerk zu akzeptieren. Als auch hier gutes Zureden nicht weiterhalf, ging die Karte wieder zur Apotheke zurück und von dort weiter zum Hersteller. Daher waren es diesmal schon sieben Wochen bis zur Rückkehr.

Amiga with additional sockets Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten um zu vermuten, daß auch diesmal nichts repariert werden mußte. Denn - hört, hört! - eine Karte für den Amiga500 muß noch lange nicht unter 1.3 arbeiten, bloß weil Amiga500s standardmäßig mit Kickstart 1.3 ausgerüstet sind! Zum CD-Laufwerk gab es keine neue Erkenntnis, außer daß ich in Zukunft bei jedem Booten die linke Maustaste drücken muß, will ich nicht eine halbe Minute darauf warten, daß der SCSI-Controller ein bootfähiges Gerät findet, was CDs in der Regel nicht sind. Überflüssig zu erwähnen, daß es nun praktisch unmöglich ist, ins 3.1-Bootmenü zu gelangen.

Tower case for SCSI devices Zum Glück habe ich dann unter der mitgelieferten Software doch noch ein Programm gefunden, das alle erkannten Geräte anzeigt. Nach vielem Herumprobieren gelang es mir dann mit diesem Programm und einer direkten Verbindung von Controller zum CD-Laufwerk ein Lebenszeichen von letzterem zu erhaschen. Das Glück war von kurzer Dauer, denn dieser Versuch ließ sich zunächst nicht reproduzieren. Es zeigte sich später, daß sowohl beim Anschrauben der dafür nicht vorgesehen Buchsenplatine eine Leiterbahn beschädigt worden war und zum anderen das CD-Laufwerk mitunter Aussetzer hatte. Weil nun das CD-Laufwerk sehr launisch reagierte, ich dies aber nicht bemerkt hatte, war ich in der vorigen Runde zu der Überzeugung gelangt, daß zwei unterschiedliche Kabelverbindungen (nämlich direkt und über Steckverbinder) eher unwahrscheinlich gleichzeitig kaputt sind und hatte dafür die Fehler im Controller oder CD-Laufwerk vermutet.

Nachdem, diesmal mit der großartigen Hilfe meines Vaters, durch Abknapsen der Pins die Karte tiefergelegt war, paßte und funktionierte alles zusammen. Mit der Einschränkung, daß sich die resetfeste RamDisk auf einmal nicht mehr mounten läßt und daß Rom-Kicker, egal ob MMU-basiert oder nicht, reihenweise versagen, läßt sich mit der Karte ganz gut arbeiten. Am Rande darf ich vielleicht noch erwähnen, daß die Amiga jetzt schneller Kopfrechnen kann (dabei aber einen ziemlich heißen Kopf bekommt) und CD-Player bedienen kann.

Tower case for SCSI devices Und wo wir schon mal dabei waren, haben wir uns auch gleich noch ein internes HD-Disketten-Laufwerk (März 1998) gegönnt, womit wir jetzt auch das Kleingedruckte auf den Disketten lesen können. Interessant, daß die Disketten immer noch im Rennen sind, obwohl Kapazität und Geschwindigkeit nicht mehr Stand der Technik sind. Mit den 3.5-Zoll-Disketten bestand lange Zeit eine völlig ungewohnte Einigkeit zwischen den Computersystemen. Damit mußte natürlich möglichst schnell Schluß sein, und eine Riesenwelle an neuartigen Medien erreichte in der letzten Zeit den Markt. Zielsicher griff sich das Heer der PC-Benutzer unter allen Varianten die schlechteste heraus. Wer also heute unbefangen im Computerladen eines dieser neuartigen Geräte erwerben will, bekommt fast mit Sicherheit ein ZIP-Drive angedreht, also gerade das Patent, das die Nachteile aller Alternativ-Systeme in Bezug auf Aufwärtskompatibilität, Datensicherheit und Geschwindigkeit auf sich vereint. - Aber es ist halt schön billig.

Jetzt gehen mir die Bilder erstmal aus, weil sie zum einen Teil noch nicht gescannt sind und zum anderen Teil gar noch im Fotoapparat stecken.

Im Juni 1998 gab es noch eine Transplantation, diesmal von einer anderen Amiga-Schwester als Spenderin, deren Uhren-Akku im Gegensatz zu unserem noch intakt war.

Im September 1998 bin ich nur knapp einer Katastrophe entgangen - Meine (dereinst gebraucht übernommene) 210MB-Seagate-Festplatte wollte einfach nicht mehr hochfahren. Bei jedem Start drang nur noch ein ständig lauter werdendes Klack, Klack, Klack insgesamt sieben mal ans Gehör, dann brach sie die Hochfahr-Sequenz ab. Ein Festplattencrash? Die Mechanik kaputt? Oder der Controller? Wer weiß ... Rat in einschlägigen Computerläden? Vergiß es! Daß es Firmen gibt, die im Reinraum die Platten auseinandernehmen und die Daten retten können war den meisten bekannt, auch daß das viel Geld kostet (mehrere Tausender) - zuviel für den Privatnutzer.

Hilfe auf der Seagate-HomePage? - Die besteht nur aus einem Logo. Irgendwo muß doch schon mal jemand etwas mit kaputten Festplatten zu tun gehabt haben. Womöglich ist das kein Problem für den normalen PC-Benutzer, weil der eh nichts wichtiges auf seiner Platte hat, nur Spiele und ein paar Microschrott-Programme - ich weiß es nicht. Kaufe mir zunächst eine neue SCSI-Platte mit 2 GB von IBM und überlege, was ich alles gesichert hatte. Der letzte Backup und da auch nur von wichtigen Daten, lag nach Murphy natürlich schon wieder 2 Monate zurück - die ganze Programmierarbeit der Sommer-Semesterferien war damit in der Seagate-Platte begraben, nebst sämtlichen Skripten, Konfigurationen und der Verzeichnisstruktur.

Ein alter Schulfreund versichert mir, daß Festplatten kaum kaputt gehen können, wenn man sie in Seitenlage betreibt. Manche werden sogar so eingebaut. Nur die Rückenlage wäre problematisch. Nehme also die Platte aus dem Mini-Tower, stelle sie nach rechts gekippt an den Tower und klemme sie mit einer Kiste dazwischen ein. Start. Klack, klack, klack ... und Schluß. Mist! Ein letzter Versuch: Stelle die Platte auf die linke Seite gekippt zwischen Kiste und Tower. Rechner an. Und? Sie läuft an! Sichere schnell die wichtigsten Daten und verlagere in einer weiteren Fuhre den Inhalt der ganzen Platte in sein neues Zuhause. Das war Glück im Unglück. Womöglich die Altersschwäche der Platte, die den Bügel mit den Leseköpfen nicht mehr aus eigener Kraft in die Magnet-Platten bewegen konnte. Auf der Seitenlage half dann die Schwerkraft - Das ist meine Erklärung für das Phänomen.

Und zum Schluß:

"Die letzten werden die Ärzte sein."